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Die Hoffnung stirbt zuletzt
Trostreiche Worte in schwerer Stunde. Von Pfarrer Joachim Mücke.
Die wohlfeil vorgetragene, gleichwohl doch sichtbar heuchlerische Betrübnis,
mit der die Redaktion AdvoGraf, ein weiten Kreisen bis vor Kurzem völlig
unbekanntes Satire-Magazin der Cyberwelt, das Ende einer von Beginn an eher
aussichtslosen Suchaktion fast freiwillig zur Kenntnis gibt, macht den
geneigten Leser und Beobachter in keiner Weise besonders betroffen. Der
Beendingungstermin der Suche, von Anfang an bekannt, kam letztlich nicht
überraschend, auch wenn dieses Bild von interessierter Seite nun vermittelt
wird. Mag sein, daß man bei AdvoGraf die Hoffnung auf Erfolg der weltweiten
Suche zu lange pflegte; die Hoffnung stirbt bekanntlich meist zuletzt.
Darüber zu richten überlaß ich gern Berufeneren.
Das Objekt der Begierde, von den Machern käuflich um schnöden doch relativ
geringen Mammon vermutet, erwies sich als recht resistent gegenüber der
Verlockung, sich einer Schar jugendlicher Enthusiasten auszuliefern und damit
den letzten Rest intimer Unschuld der totalen Kenntnis zu opfern. Letzlich
ging es mit dieser von Fragen begleiteten Aktion, neben der gewiß erhofften
Publicity für das Magazin, stets um die Frage, ob die Vertreter und Nutzer
des reinen, geschützten Forschers käuflich sind, oder doch in der Lage, die
Mystik eines der letzten Geheimnisse dieser Zeit zu wahren. Das war lange
unklar, man zeigte sich öffentlich und verdeckt durchaus geneigt,
spekulierte dabei wohl auch auf eine deutlich höhere Bonifikation. Allein,
die potentiellen Liebhaber erwiesen sich allzeit spröde gegenüber solch'
berechnenden und allzu deutlich bekundeten Avancen, die Obzönität und
Vulgarität solcher wohl richtig deutend. Neben der Peitsche empfiehlt sich
bei der Anbahnung inniger Verhältnisse oder wenigstens temporär größerer
Nähe wohl immer auch eine gut gefüllte Börse. Die Älteren unter uns wird
diese Erkenntnis wenig überraschen.
Überrascht hat allenfalls der messianische Eifer, mit dem die Beteiligten
sich der Sache annahmen. Zwar war zuletzt erkennbar, daß der Prophet des
Vermißten unter deutlichen Schwächen litt, der Dauererfolg setzt
offensichtlich auch stärksten Naturen zu. Dies deutete sich in Berlin dem
Publikum an. Und sichtlich ermattet trat man in München gar nicht an; man
ließ die Veranstaltung sogar klaglos absetzen. Wer hätte das zur Mitte des
vergangenen Jahres zu hoffen gewagt? Das hat gewisslich den morbiden Charme
der Untoten in drittklassigen Gruselfilmen. Den Vermißten als verstorben zu
bezeichnen wäre dennoch vermessen. Solch schwache Vorstellung des Verfemten
führt aber schwerlich zu dringend benötigtem Beifall für die Apologeten
freien Linkens, das Versenken der Aktion im Meer des Vergessens schien daher
dringend angeraten. Hier ist zumindest auf den Kalender noch Verlaß.
Background: Die Suche nach dem verlorenen Explorer®
Die Auslobung im Wortlaut
Unterstützer & letzter Jackpot
Pressestimmen zur Auslobung
Ende der Auslobungsfrist
Nachruf zum Auslobungsende
Hoffen auf eine "Erscheinung"
Pressemitteilung Internet World v. 08.03.2001
[Aktualisiert: 09.03.2001 Uhr | AK]
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